„Dr.“ Francis Tumblety (1830 – 1903) war der „Prinz der Quaksalber“, (so passender Weise auch der Titel der einzigen Biografie über ihn, verfasst von Tim Riordran). Frauenschwarm, Knabenverführer, Schauspieler, Betrüger, Fälscher und Mörder – vieles lässt sich sagen über Tumblety. Obwohl er nie eine Universität besuchte, geschweige denn irgendeine nennenswerte Schulausbildung hatte (und deshalb auch das ein oder andere Mal vor Gericht stand), schaffte er es immer wieder in letzter Sekunde Diplome hervorzuzaubern, Dokumente und Zeugen, welche seinen Titel – und manchmal auch seine Unschuld – beweisen konnten... wenn er wollte.
Tumblety schrieb anonym Briefe an die Polizei, in denen er „den berühmten Doktor“ als Täter oder Mitwisser solcher Verbrechen bezichtigte wie den Jack the Ripper-Morden (was seine Unsterblichkeit
sicherte), und auch immer wieder promt verhaftet wurde, nur um im Anschluß in der Presse über seine unrechtmäßige Inhaftierung, seinen tadellosen Ruf und sein Ansehen bei bedeutenden
Persöhnlichkeiten zu schreiben; Ein anderes mal ließ er groß in der Presse verkünden, dass er zwar von bedeutenden Politikern dazu gedrängt wurde, für einen hohen Posten zu kandidieren, dies aber
anderen Männern überlassen wollte – und so seinen unbekannten Namen durch geschickte Erfindung über Nacht bekannt machte. Er war quasi das „It-Girl“ seiner Zeit... oder so ähnlich.
Er zog als „Indianischer Kräuterdoktor“ durch Canada, die USA, sowie praktisch jedes Land zentral Europas, schrieb mehrere Autobiografien, flüchtete vor dem Gesetz, und hatte wohl bei jeder
Gesetzesbehörde der neuen und alten Welt dicke Untersuchungsakten. Als Kind verkaufte er an Seeleute Pornos, als Erwachsener Selbstgemachte Medizin, die nicht jeder seiner Patienten überlebte.
Auch behauptete der "gefeierte Arzt" Tumblety, er habe eine Maschine erfunden, mit der man die Blutzirkulation im menschlichen Körper simmulieren könnte.
Eine seiner merkwürdigsten Eigenarten war seine Umfangreiche Sammlung Menschlicher Organe, die er in Schrankkoffern durch die Länder trug und gerne auch mal seinen – stets männlichen –
Dinnergästen nach dem Essen präsentierte.
Trotzdem tat er vieles um den Frauen zu gefallen, war – darf man ihm glauben - verheiratet, entwickelte aber über die Zeit einen fanatischen Frauenhass und wandte sich der (vielleicht in manchen
Dingen ehrlicheren) Liebe zu Männern zu. Es heißt, einer seiner jungen Liebhaber sei, nachdem ihm der Umgang mit Tumblety verboten wurde, zusammen mit dem Kräuterdoktor weggelaufen und wurde nie
wieder gesehen...
Man sieht, dass sich viel über „Doktor“ Francis Tumblety schreiben lässt, und es ist nur zu verstehen, warum er sich besser als jeder andere eignet, mit einem neuen Schauerkabinett durch die Welt
zu ziehen.